Gebet

»Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen,
noch nicht einmal existieren muss.«

Charles Baudelaire, Schriftsteller, 1821 – 1867

Wenn jemand mit einer Person spricht, die nicht real ist, die er/sie sich nur einbildet, würden wir möglicherweise zu einer ärztlichen Untersuchung raten.

Wenn dieser Jemand bei seinen Gesprächen mit der imaginären Person glücklich zu sein scheint und weiter keinen Schaden davonträgt oder verursacht, könnten wir sogar geneigt sein, das einfach laufen zu lassen.

Bricht er/sie dann aber in regelrechte Verzückung aus und fängt an, seine/ihre ganzen Lebensverhältnisse nach dem behaupteten Willen dieser nicht existenten Person zu richten, weil er/sie diese für irgendwie … überlegen, übergeordnet, befehlsgebend hält, sollten wir gemeinhin über eine klinische Unterbringung aus Schutzgründen nachdenken.

Nicht mehr weit ist dann nämlich der Schritt, sich einzubilden, die imaginäre Person würde sogar antworten. Spätestens dann wird der Wahn gefährlich, denn diese »Antworten« sind ja nichts weiter als Entsprechungen dieses Wahns und das kann wirklich böse enden. Wird religiöser Wahn zum Antrieb eines Menschen, erscheinen das Steuern eines Passierflugzeuges in ein Hochhaus oder das Abschlachten feiernder Jugendlicher auf einer Insel fast schon folgerichtig, wenn bereits der imaginären Person Ansichten und Handlungsweisen eines Massenmörders zugerechnet werden.

Da bleibt nur zu hoffen, dass niemand im Wahn ernst nimmt, was so in »heiligen« Büchern steht – z.B. in der Bibel, 2 Mose 32, 26-29, »Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten. Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volk fielen an diesem Tag gegen dreitausend Mann. Dann sagte Mose: Füllt heute eure Hände mit Gaben für den Herrn! Denn jeder von euch ist heute gegen seinen Sohn und seinen Bruder vorgegangen, und der Herr hat Segen auf euch gelegt« oder 3 Mose 20, 6-18: »Gegen einen, der sich an Totenbeschwörer und Wahrsager wendet und sich mit ihnen abgibt, richte ich mein Angesicht und merze ihn aus seinem Volk aus. (…) Jeder, der seinen Vater oder seine Mutter verflucht, wird mit dem Tod bestraft. (…) Ein Mann, der mit der Frau seines Nächsten die Ehe bricht, wird mit dem Tod bestraft, der Ehebrecher samt der Ehebrecherin. (…) Ein Mann, der mit der Frau seines Vaters schläft, hat die Scham seines Vaters entblößt. Beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. Schläft einer mit seiner Schwiegertochter, so werden beide mit dem Tod bestraft. (…) Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Greueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft (…) Heiratet einer eine Frau und ihre Mutter, so ist das Blutschande. Ihn und die beiden Frauen soll man verbrennen (…) Ein Mann, der mit einer Frau während ihrer Regel schläft und ihre Scham entblößt, hat ihre Blutquelle aufgedeckt, und sie hat ihre Blutquelle entblößt; daher sollen beide aus ihrem Volk ausgemerzt werden.«

Nicht auszudenken, was passieren kann, wenn sich psychisch instabile Menschen derart blutrünstiges Zeug zu Herzen nehmen, während sie sich einbilden, erst zu und dann mit einer imaginären Person zu sprechen!

Und dafür soll man auch noch »dankbar« sein? Ja, klar. Mit Gebeten! So zum Beispiel: